Inkontinenz – immer Müssen müssen
Wenn Patienten unwillkürlich und vor allem ungewollt Urin verlieren, sprechen Mediziner von Inkontinenz. Im Volksmund hat sich dafür der Begriff Blasenschwäche eingebürgert. Oft ist aber gar nicht die Blase an sich das Problem. Aber ganz egal, was die Ursache ist: Wer zu den Betroffenen zählt, schämt sich oft dafür und begibt sich auf einen langen Leidensweg mit dauernder Frustration und sozialer Isolation. Dabei gibt es viele Therapiemöglichkeiten.
Generell unterscheiden wir drei Formen der Inkontinenz:
- Belastungsinkontinenz – Bei dieser Form verlieren Betroffene ungewollt Urin, wenn sich der Druck auf den Bauchraum beipielsweise durch Husten, Lachen, Sport oder schweres Heben erhöht.
- Dranginkontinenz – Bei dieser Form verspüren Betroffene schlagartig einen extrem starken Harndrang, den sie nicht beherrschen können.
- Mischinkontinenz – eine Kombination aus den ersten beiden Formen.
Unsere Aufgabe ist es, die Ursachen und Form der Inkontinenz zu finden und eine entsprechende Therapie einzuleiten. Deshalb stellen wir Ihnen zunächst viele Fragen nach Ihren genauen Beschwerden. Anschließend führen wir weitere Untersuchungen wie Urintests, Ultraschall oder eine Blasenspiegelung. Zudem stehen uns sämtliche urodynamischen Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung. Je nach Untersuchungsergebnis planen wir gemeinsam mit Ihnen unterschiedliche Therapien, die von Beckenbodentraining über Medikamente bis hin zu Operationen reichen.
Häufige Inkontinenzformen
Belastungsinkontinenz der Frau
Bei dieser Form verlieren Patienten ungewollt Urin, wenn sie sich körperlich anstrengen. Aber auch Husten, Lachen oder das Heben von schweren Gegenständen können dazu führen, dass sich die Blase entleert. Grund dafür ist ein schwacher Beckenboden, in dessen Folge der Schließmuskel nicht mehr richtig arbeiten kann. Schwangerschaften und Geburten aber auch die hormonell bedingte Lockerung des Bindegewebes nach den Wechseljahren können den Beckenboden schwächen. Therapie der Wahl ist deshalb zunächst Beckenbodengymnastik und eine Biofeedbacktherapie, bei der die Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur über eine Sonde sichtbar und hörbar gemacht wird. Hilft dieser Ansatz nicht, können wir auch operieren. Dabei setzen wir ein Kunststoffband unter der Harnröhre ein. Die Harnröhre wird dadurch gestützt und der Blasenverschluss verbessert.
Belastungsinkontinenz beim Mann
Die Belastungsinkontinenz beim Mann kann nach großen Prostataoperationen auftreten. Meist wird die Inkontinenz nicht durch eine direkte Verletzung des Harnröhrenschließmuskels ausgelöst, sondern durch die Veränderungen in der Anatomie des kleinen Beckens. Die Fälle der ausgeprägten Inkontinenz sind selten, dann aber sehr belastend. Mit dem Argus-Band bieten wir Betroffenen eine minimal-invasive Operation. Über kleine Schnitte im Dammbereich wird ein Band spannungsfrei um die Harnröhre gelegt und oberhalb des Schambeins fixiert. Der Eingriff kann in Vollnarkose oder Spinalanästhesie durchgeführt werden und dauert etwa 30 Minuten.
Dranginkontinenz
Bei der Dranginkontinenz handelt es sich um eine gestörte Reizleitung der Blase, die sowohl die Blasenschleimhaut als auch den Blasenmuskel betreffen kann. Symptom ist ein ungewöhnlich häufiger, plötzlich und stark auftretender Harndrang, der nicht kontrolliert werden kann. Ursächlich können Harnwegsinfektionen, Blasentumoren, Harnsteine oder eine vergrößerte Prostata sein. Hier führt die Therapie der Grunderkrankung zu einer Verbesserung.
Auch Veränderungen im zentralen Nervensystem (nach Schlaganfall, bei Parkinson etc.) können zur Dranginkontinenz führen. Manchmal gibt es aber gar keine erkennbare Ursache. Die Therapie besteht in der Regel aus einer medikamentösen Dämpfung des Harnblasenmuskels. Hilft das nicht, sind auch Botox-Injektionen in die Blasenwand möglich.
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