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Fehlbildungschirurgie – zum harmonischen Gesicht

Neben Kieferfehlstellungen und Biss-Störungen, die gemeinsam mit den Kieferorthopäden behandelt werden, gibt es auch weitere angeborene Fehlbildungen, die eine Behandlung oder eine Operation erforderlich machen können. Hierzu zählen als Reste embryonaler Strukturen die medianen und lateralen Halszysten sowie angeborene Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten. Diese werden interdisziplinär in Spaltzentren behandelt. In Zusammenarbeit mit der Neurochirurgie werden vorzeitige Verknöcherungen der Schädelnähte (Kraniosynostosen) im Säuglings- und Kidesalter therapiert.

Häufige Krankheitsbilder

Mediane und laterale Halszysten

Eine mediane Halszyste entsteht während der Embryonalentwicklung aus Geweberesten beim Abstieg der Schilddrüse aus dem Zungengrund in ihre spätere Position unterhalb des Kehlkopfes. Sie ist als prall-elastische Schwellung unterhalb des Kehlkopfes zu sehen und ist mit dem Zungenbein verbunden. Deshalb muss bei einer Entfernung der Zyste auch der mittlere Anteil des Zungenbeins mit entfernt werden, um zu verhindern, dass sie erneut auftritt.

Auch die laterale Halszyste entsteht werden der Embyonalentwicklung aus Resten eines sogenannten Kiemenbogens und ist als pralle Schwellung im oberen seitlichen Halsbereich zu sehen. Sie liegt zwischen dem queren Halsmuskel und den großen Halsgefäßen, die Gesicht und Gehirn mit Blut versorgen. Bei der Operation gilt ein Augenmerk auch den Nerven für die Arm- und Schulterbewegung. In seltenen Fällen können Halszysten entarten und zu einer Krebserkrankung werden.

Verknöcherte Schädelnähte

Wenn eine Schädelnaht oder mehrere Schädelnähte im Säuglingsalter vorzeitig verknöchern, heißt das Craniosynostose. Durch das Größenwachstum des Gehirns kommt es zu einem unnormalen Gesichts- und Schädelwachstum. Das ist nicht nur optisch störend, sondern kann auch zu Hirnschädigungen, Entwicklungsverzögerungen, Sehstörungen und Kopfschmerzen führen. Deshalb kann schon sehr früh eine Operation nötig sein. Im Kopfzentrum am Diakonie Klinikum Jung-Stilling führen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen die Eingriffe gemeinsam mit Neurochirurgen durch.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zählt zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Ursächlich können verschiedene Faktoren sein. Hierzu zählen genetische Faktoren, Folsäuremangel, Alkoholmissbrauch und Rauchen während der Schwangerschaft oder Sauerstoffmangel. Die embryonalen Gewebe verschmelzen nicht oder werden wieder getrennt – und dadurch entsteht ein Spalt. Diese Spalten können ganz unterschiedlich ausgeprägt sein und von einer kleinen Lippenkerbe bis hin zu einer breiten Spaltung von Lippe, Oberkiefer und Gaumen reichen. Spalten können im Bereich der Oberkiefers und der Oberlippe ein- oder beidseitig auftreten. Neben der ästhetischen Beeinträchtigung können solche Spalten auch zu Entwicklungsverzögerungen durch Probleme beim Essen, zu Sprachstörungen und Atembeschwerden führen. Mittelohrbelüftungsstörungen und fehlende Zahnanlagen treten ebenfalls häufig auf.

Die erste Maßnahme bei Spaltkindern ist in vielen Fällen die Herstellung einer Trinkplatte. Damit soll einerseits die Nahrungsaufnahme erleichtert und zum anderen das Wachstum der Kieferanteile gesteuert werden. Zu den Operationen im weiteren Verlauf zählen der Verschluss der Lippe, gegebenenfalls die Einlage von Paukenröhrchen bei Mittelohrbelüftungsstörungen, der Verschluss des Gaumens und der Knochenaufbau. Die Behandlung ist komplex und dauert bis in das Erwachsenenalter an. Sie wird von einem kompetenten Team aus Chirurgen, Kinderärzten, HNO-Ärzten, Logopäden, Anästhesisten und Zahnärzten durchgeführt.

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