Wirbelsäulenzentrum – das Kreuz mit dem Kreuz
Erkrankungen der Wirbelsäule treffen fast jeden einmal. Im Laufe des Lebens haben 80 Prozent aller Deutschen therapeutisch relevante Rückenschmerzen – seit den sechziger Jahren mit stark steigender Tendenz. Das Kreuz mit dem Kreuz ist aber keine moderne Zivilisationskrankheit. Das Symptom Lumboischialgie wurde schon in einem 7.000 Jahre alten ägyptischen Papyrus und vor 2.500 Jahren von Hippokrates beschrieben. Es dauerte erstaunlicherweise bis 1932, bevor ein Bandscheibenvorfall erstmals durch den Neurochirurgen William Jason Mixter unter der korrekten Diagnose operiert und von Joseph S. Barr, orthopädischer Chirurg, histopathologisch korrekt beschrieben wurde. Ein diagnostischer Meilenstein war die Einführung der Computertomographie 1972 durch Godfrey Hounsfield und die Entdeckung der Kernspintomographie 1973 durch Paul Lauterbur und Peter Mansfield. Wiederum ein Jahr später wurde erstmals durch Robert Williams in Las Vegas mit dem Mikroskop operiert.
Rückenschmerzen kommen nicht immer vom Rücken
Auch Nierensteine, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Myome der Gebärmutter, Magengeschwüre, Endometriose oder Aneurysmen der Bauchschlagader können Rückenschmerzen verursachen. Verschleiß der Wirbelgelenke, Osteoporose, Entzündungen der Wirbel, Verspannung der Muskulatur und fehlendes Training der Nacken- und Rückenmuskeln können ebenfalls Rückenschmerz auslösen. Viele Schmerzauslöser im Bereich der Wirbelsäule führen gar nicht so sehr zu Rückenschmerzen, sondern zu Schmerzen in den Armen oder Beinen, weil die entsprechenden Nervenbahnen gedrückt werden. Operationen kommen bei Bandscheibenvorfällen in Betracht, wenn diese sich unter konservativen Therapiemaßnahmen nicht bessern. Tumoren der Nerven des Rückenmarks oder der Rückenmarkshüllen, Instabilität der Wirbel (angeboren, durch Unfall, Osteoporose oder Tumore), Rückenmarkskanalverengung (Spinalstenosen) und schmerzhafte Überbeine in der Wirbelsäule müssen meist operativ behandelt werden.
Unsere Klinik bietet Ihnen das gesamte Spektrum sinnvoller Therapien bei Rückenbeschwerden an: von CT-gesteuerter Schmerztherapie über minimal invasive Bandscheibenoperation, Erweiterungsoperation bei Spinalkanalstenose, Kunstbandscheiben bis hin zur aufwändigen Versteifungsoperation. Bettruhe nach der Operation war früher einmal, heutzutage darf man sofort wieder aufstehen und natürlich auch sitzen, Halskrawatten und Korsette nach der Operation sind nicht nötig, und der stationäre Aufenthalt beträgt meist nur wenige Tage.
Es wird zu viel operiert
Diesen oder einen ähnlichen Satz haben Sie bestimmt auch schon in den Medien gelesen oder gehört und sind entsprechend verunsichert. Leider haben diese Medienberichte auch aus meiner Sicht nicht so ganz Unrecht. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Als ich 1979 mit meinem Medizinstudium begann, war das Gesundheitswesen eine soziale Aufgabe. In Zeiten knapper Kassen wurden die politischen Weichen in Richtung des Geschäfts verschoben. Krankenhäuser müssen sich weitestgehend selbst finanzieren. Um teure medizinische Innovationen einführen zu können, muss das Geld hierzu erst erwirtschaftet werden. Allein ein Operationsmikroskop kostet beispielsweise 250.000 Euro. Da fast jeder Deutsche irgendwann einmal Probleme mit dem Kreuz hat, lässt sich mit Wirbelsäulenoperationen durchaus Geld verdienen.
Schlagworte, wie „minimal invasiv“, „lasergestützt“, „endoskopisch“ oder „aus den USA“ finden Sie oft als Werbung auf diversen Homepages. Kein Mensch – ich auch nicht – will maximal invasiv operiert werden. Wenn ich meine Patienten aber frage, was sie unter minimal invasiv verstehen, hört man dann genau das: Möglichst kleine Hautschnitte und bitte Laser und Endoskop verwenden. Ein Laser verbrennt Gewebe. Sie kennen das von Ihrer Herdplatte, Sie müssen diese nicht direkt anfassen, um sich zu verbrennen – ein gewisser Abstand reicht auch. Wenn Sie einen Bandscheibenvorfall wegbrennen, mag das der Nerv, der durch diesen Bandscheibenvorfall gequetscht wird, nicht so gern. Ein Endoskop ist derzeit zweidimensional, ein Mikroskop dreidimensional. Wer im Kino schon mal einen 3D Film gesehen hat, weiss die Vorteile zu schätzen. Endoskopische Bandscheibenoperationen haben daher auch eine höhere Komplikationsrate. Und häufig sind derart angepriesene, minimal invasive Operationen gar nicht nötig, weil die Patienten auch ohne Operation behandelt werden können. Dann ist so eine OP nicht minimal invasiv, sondern maximal blödsinnig. Minimal invasiv heisst also, so schonend wie möglich einen maximalen Erfolg zu erzielen.
Weiterhin wird unter dem Begriff der Qualitätssicherung überwiegend verstanden, ob ein Eingriff auch oft genug gemacht wird. Sie hören ja immer wieder als Patient: „Fragen Sie den Chirurgen, wie oft er die Operation schon gemacht hat.“ Natürlich macht einen guten Chirurgen auch eine gewisse Erfahrung aus, aber ein hervorragender Chirurg zeichnet sich meines Erachtens dadurch aus, dass er nur dann operiert, wenn es wirklich zwingend nötig ist. Sie profitieren als Patient mehr, wenn Sie einen Chirurgen finden, der einen Eingriff zwar nur 100 mal gemacht hat, dafür aber bei allen Patienten mit hervorragendem Ausgang, als von einem, der es viel öfter, aber mit nur mäßigem Erfolg durchgeführt hat. Qualität ist also nicht gleich Quantität!
Was bedeutet das alles?
Wie können Sie sicherstellen, nicht nur „des Geldes wegen“ operiert zu werden ? Hier fünf Regeln, wie Sie einen Arzt Ihres Vertrauens finden:
- Nimmt sich der Chirurg Zeit für Sie und untersucht er Sie auch?
Oder sieht er nur Bilder an? - Wenn Sie unsicher sind, holen Sie sich eine Zweitmeinung ein. Kein vernünftiger Chirurg ist Ihnen deswegen böse. Und wenn sie danach zu ihm zurückkommen, ist das ein Zeichen Ihres Vertrauens in diesen Chirurgen. Zweitmeinungsportale im Internet sind meiner Meinung nach fragwürdig. Wer ohne Untersuchung für oder gegen eine OP rät, begeht meines Erachtens einen Kunstfehler.
- Nennt Ihnen der Chirurg genauso die nicht operativen Alternativen?
- Fragen Sie nicht, wie oft der Chirurg das schon operiert hat, sondern fragen Sie Ihren Hausarzt, welche Erfahrungen er mit dem Chirurgen gemacht hat. Ihr Hausarzt sieht nämlich mehr Patienten, die schon operiert worden sind.
- Wir haben in Deutschland ein sehr dichtes Netz von guten Fachärzten. Seien Sie skeptisch, wenn sie zu einem Superspezialisten geschickt werden, der mehrere 100 Kilometer entfernt praktiziert, in diesen Fällen könnten die sogenannten Fangprämien eine Rolle spielen.
Unser Versprechen an Sie – egal ob Sie angemeldet oder als Notfall in unsere Sprechstunde kommen: Wir untersuchen und beraten Sie gründlich. Sie können sicher sein, dass wir Ihnen nur dann eine OP vorschlagen, wenn wir dies bei uns oder unseren Angehörigen auch tun würden. Wir helfen Ihnen, wenn Sie eine Zweitmeinung wünschen und freuen uns, wenn Sie danach wieder zu uns zurückkommen. Ich habe keinen Vertrag mit dem Krankenhaus, der mein persönliches Gehalt von irgendwelchen Quoten abhängig macht. Vielmehr leben wir den diakonischen Gedanken: Wir sind für unsere Patienten da. Natürlich müssen auch wir wirtschaftlich arbeiten. Dies gelingt aber auch, wenn wir komplikationsarm arbeiten und zufriedene Patienten haben, die uns gern weiterempfehlen. Langfristig profitieren wir am meisten, wenn wir Ihr Vertrauen haben und nicht auf den kurzfristigen Profit schielen. Und dafür stehe ich als Chefarzt der neurochirurgischen Klinik und unseres Wirbelsäulenzentrums.
Wir sind zertifiziert
Prof. Braun ist sowohl von der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie DGNC, als auch von der europäischen Eurospine Foundation als spinaler Neurochirurg zertifiziert
Kontakt
Chefarztsekretariat:
0271 333 4382 oder 0271 333 4221
Ambulanz:
0271 333 4220 oder 0271 333 4219
Fax: 0271 333 4427
Postanschrift
Diakonie Klinikum Jung-Stilling
Neurochirurgie
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